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Untersuchungen zum Raum
Ausgehend von der räumlichen Verfassung menschlichen Daseins zeigt das Projekt auf, wie der Mensch den Raum erlebt und was die Grundlagen der Entstehung des architektonischen Raumes sind. Das Haus gehört als architektonischer Raum neben Essen und Kleidung zu den ersten Dingen, die der Mensch benötigt, um sich in der Natur behaupten zu können. Es stellt sich als Möglichkeit dar, den Menschen in Einklang zu ihr zu bringen. Das Haus beschreibt so die Qualität der Beziehung von Mensch und Umgebung. Von den Vorstellungen Aristoteles vom Raum als begrenzte Hülle führt die Entwicklung der Raumvorstellungen über den abstrakten, mittelpunktlosen euklidischen Raum und seine unendliche Ausweitung durch die Ideen Kopernikus schließlich zum cartesianischen Raum René Decartes. Der konkrete Raum wurde damit zur Projektionsfläche eines mathematisch geometrischen Weltverständnisses. Einstein ist es zuverdanken, daß der Raum sich vom Begriff der Materie zum Ereignis hin verschoben hat. Für die architektonische Arbeit ist eine geometrische Beschreibung des Raumes unabdingbar. Mit Hilfe der Geometrie kann aber keine Aussage über die Qualität des gelebten Raumes getroffen werden. Der Standpunkt- bezogenheit einer perspektivischen Darstellung ist es nicht möglich, die Dinge wie sie an sich sind darzustellen. Im Gegensatz zum mathematischen Raum ist der durch den Menschen belebte Raum inhomogen. Das Ich als lebendiger Leib ist das natürliche Zentrum, von dem aus sich der Raum gliedert in die Richtungen des vorne und hinten, oben und unten, links und rechts. Diese Richtungen sind die primäre Qualität des auf den Menschen bezogenen Raumes. Im sinnlichen Erleben nimmt der Mensch den Raum wahr, ja er entsteht erst durch die sinnliche Wahrnehmung. Hauptsächlich im Sehen, Hören und in der Bewegung erleben wir den Raum. Wir erfahren den Raum aus dem Kontext unserer Lebensbedingungen. Wir messen Entfernung nicht in Metern, sondern in Erreichbarkeit. Wir erfahren den Raum in seiner Stimmung, die uns anmutet und die wir beeinflussen. Der architektonische Raum entsteht durch die Abspaltung vom natürlichen Raum durch die Vertikalität der Wände. Sie begrenzen ihn in ein Innen und Außen, welches durch Bewegung erfahren werden kann. Für seine Verfassung zwischen offen und geschlossen bieten die Epochen der Baugeschichte viele Beispiele. Das Haus der Moderne schließlich wird zur Markierung im unendlichen Fluß des Raumes. Die Aufgabe des Gegenübers von Haus und Umwelt ist die Befreiung von dem Sicherheit spendenden Blick aus dem Fenster eines begrenzten Raumes. Die Dinge blicken uns an, sobald sie nicht länger als Objekte erscheinen, bemerkte Martin Heidegger. Erst wenn der Raum seinen Objektstatus verliert, wird er Teil eines lebendigen Dialogs. Erst das Ereignis bringt das Wesen des architektonischen Raumes hervor. So kann zum Beispiel die Inszenierung eines Techno-Raves ein Ereignisraum sein, in welchem alle Elemente einer möglichen Raumerfahrung zusammengeführt werden. Dazu gehören Lichtinstallationen, Rhythmus und Lautstärke der Musik, Videoinstallationen, die Tanzenden selbst und vieles andere. Die Bedeutung des Ereignisbegriffes für den Raum liegt nicht nur in der Umwertung von Materie und Objekt, sondern auch in der Ausweitung auf den menschlichen Körper. Die Bedeutung des Ereignisses hat das Selbstverständnis unseres physischen Menschseins verändert. Durch das Verschwimmen der Körperwelten ist der Körper immer weniger der Ort, an dem das Sein sich seiner selbst vergewissern kann. Durch das Verschwinden des humanen Körpers wird auch der reale Raum nicht mehr be-greifbar. Das Verschwinden unmittelbar sinnlicher Erfahrungswelten bedingt einen Ersatz durch Bilder. Der Erlebnisraum wird ersetzt durch Bilder als Repräsentanten seiner selbst. |
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